Samstag, 9. September 2017

Bei der Betrachtung von Gedenkstätten, also öffentlichen Erinnerungsorten an Verbrechen, stellt sich neben der prinzipiellen Frage der Sinnhaftigkeit des Baues von dauerhaften Plätzen zum Wachhalten des historischen Bewusstsein gemeinschaftlich getragener Geschichtsversionen auch die Frage, worin die jeweilige besondere Bedeutung eines Crime-Scene-Memorials besteht, wie ihre Aussage langfristig das Bild der betroffenen Gemeinschaft von den Ereignishergängen konditioniert und beeinflusst und worin der Gradmesser für die Bedeutung der jeweiligen Gedenkstätte besteht. Besteht der Bedeutungsgrad in der Dimension einer Anlage, in der Zahl der von ihr repräsentierten Opfer, der besonderen Charakteristik der erinnerten Straftaten, der Monumentalität ihrer Bauwerke, in der Unmittelbarkeit des Zeitpunktes ihrer Errichtung zum behandelten Ereignis oder - bei der vergleichenden Betrachtung von Gedenkstätten in einer bestimmten Stadt - in der Frage ihrer örtlichen Lage, also in der Distanz beispielsweise zum Bundestag, in der Zusammensetzung ihrer bebauten oder natürlichen Umgebung bzw. Nachbarschaft, in der Zahl ihrer Besucher in einem bestimmten Zeitraum oder möglicherweise doch mehr in der subtilen Wirkung des Bauwerkes auf die Betrachter und damit in der Intensität der durch die Reflektion des Monumentes erzielten Verhaltensänderung.

Nicht ohne Grund ist Berlin mit hoher Wahrscheinlichkeit die deutsche Stadt mit den meisten Gedenkstätten welche den historischen Zeitraum von 1933 bis 1945 und seine unmittelbaren Vorläufer- und Folgeereignisse erinnern und reflektieren und sicher auch die deutsche Stadt in welcher diese permanente Reflektion zu den sichtbarsten und nachhaltigsten Verhaltensänderungen geführt hat.


  


Zu Beginn der dritten Dekade des 21. Jahrhunderts - also in einem Abstand von 70 Jahren zum Ende des Zweiten Weltkrieges - wird die Erinnerung der in Deutschland lebenden Bevölkerung an die für viele Staaten der Welt fundamental wichtigen Ereignisse der Jahre von 1933 bis 1945 zunehmend neben der Wiederholung kontemporärer Geschichtsversionen in den elektronischen und Printmedien von den existierenden Gegenkstätten getragen, denn die Zahl der Menschen, die eine tatsächliche Erinnerung an die historischen Ereignisse dieser Epoche haben und die als Multiplikatoren einer verbalen Kommunikation wirken könnten, ist sehr gering. Gleichzeitig betrachten wir einen Wandel in der kontemporären Gedenkkultur der in der Relativierung der sozialen Reaktionen auf soziale Gewaltphänomene besteht, insbesondere in der Transformation oder Reduktion der inmediaten Reaktionen auf Kerzen-Happenings auf öffentlichen Plätzen und auf Beleuchtungsinstallationen an symbolträchtigen Bauwerken, welche systematisch wiederholt werden. Umgeben ist diese hier vorsichtig als "Gewöhnungskultur an Problemereignisse" bezeichnete soziale Dynamik von einer zunehmend skeptischen Betrachtung des Wertes der Medieninformation wegen der allseits sichtbaren Manipulierbarkeit der elektronischen Kommunikationmittel und vermittelter Bilder, so dass dem Verlust an Glaubwürdigkeit eine erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber den Motiven der Katastrophen-Gewöhnungskultur entgegenzusetzen wäre. 

Die kontinuierlichen Wachsamkeit der weitaus absoluten Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands gegenüber der Epoche 1933-45 und damit gegenüber kriegsauslösenden und fördernden Dynamiken wurde durch nichts so sehr aufrechterhalten wie durch die besonders hart von Verbrechen betroffenen Bevölkerungsgruppen der Juden und Roma sowie durch die russischen und amerikanischen Besatzungstruppen. Schon 4 Jahre nach Kriegsende wurde die monumentalste aller denkbaren Gedenkstätten zum Naziregime weitgehend verborgen im Treptower Wald eingeweiht. 60 Jahre nach Kriegsende und 15 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung folgte die Einweihung des ebenso monumentalen aber im Vergleich zum Treptower Ehrenmal sehr viel bedeutungsträchtiger mit dem Stadtleben und historisch wichtigen Plätzen Berlins verwobene Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Unmittelbar angrenzend an das deutsche Parlamentsgebäude und im nahen räumlichen Zusammenhang zur Holocaust Gedenkstätte wurde als jüngste der permanenten Erinnerungsinstallationen die Sinti & Roma Gedenkstätte im Jahre 2012 - also 77 Jahre nach Kriegsende - eingeweiht. Betrachtet man die in Stein gemeisselten martialischen Bilder im Treptower Wald und die unpersönlichen, kahlen, gleichförmigen Steinblöcke des Holocaust-Mahnmales, welche von den Besuchern zunehmend als Stätte der Rast, Kommunikation, des Zusammentreffens und des Lebens umgenutzt werden, so stellt die Roma-Gedenkstätte, in welcher Bildhauerblöcke oder Steine gänzlich fehlen, in der immerwährend fliessendes Wasser Leben verkörpert und ein einziges, bewegliches Erinnerungssymbol in einer stetig ausgetauschten Blume besteht, einen weiteren Schritt der Erinnerungskultur in Richtung auf die Gewissheit, dass die Schrecken der Vergangenheit endgültig dem Übergang zum normalen Zusammenleben der Menschen aller Abstammungen gewichen sind.

Beweglicher als diese 3 Gedenkstätten der Sowjetunion, der Juden und der Sinti & Roma ist der Charakter der von vielen Besuchern aus Nordamerika als wichtigsten Gedenkstätte ihrer Präsenz als Besatzungsmacht in Berlin betrachteten Erinnerungsstätte der Berlin Wall, welche populärer als East-Side-Gallery an der Oberbaumbrücke bekannt ist. Dieser Ort mit permanent wandelnden, spontanen und komplexeren Dekorationen deren Mitgestaltung jedermann möglich ist, wird in dieser Publikationsreihe in einem späteren Kapitel betrachtet, wobei allerdings jede der Kurzansichten nur einen momentanen Teilaspekt dieser Gedenkstättenschau verkörpert und nicht als Extrakt langjähriger, begleitender wissenschaftlicher Studien des Erinnerungsphänomenes entstanden ist.





Das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Wald




















































  




























Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas























































































Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas









































































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